Vor über 450 Jahren am 23. Mai 1547: Die Schlacht bei Drakenburg

Am 31. Oktober 1517 hatte ein Pfarrer namens Martin Luther am Wittenberger Dom seine 95 Thesen wider der katholischen Kirche angeschlagen und so - ohne es zu beabsichtigen - die christliche Kirche gespalten. Vor allem die norddeutschen Fürsten und Reichsstädte schlossen sich der Lehre Martin Luthers an, jedoch blieb das Heilige Römische Reich deutscher Nation und sein Kaiser, der Habsburger Karl V., katholisch. Um die religiöse Einheit seines Reiches wieder herzustellen, zog der Kaiser mit seinem Heer gen Norden, um die Abtrünnigen wieder zur römisch-katholischen Kirche zu bekehren.

 

Der Schmalkaldische Bund

Diese wiederum schlossen sich 1531 im Schmalkaldischen Bund gegen Kaiser Karl V. und die katholischen Stände zusammen, um ihren Glauben und ihre politische Selbständigkeit zu wahren. Nach der vernichtenden Niederlage des Schmalkaldischen Bundes bei Mühlberg zog das Kaiserliche Herr unter dem Kommando Herzog Erichs des Jüngeren von Calenberg und seinem Feldherrn Wrisberg nach Bremen, um die bis dahin immer noch protestantische Reichsstadt einzunehmen. Hilfe konnte Bremen allerdings nur noch von den Städten Hamburg, Hannover, Braunschweig und Hildesheim erwarten. Um nicht einzeln geschlagen zu werden, vereinigten die vier ihre Truppen bei Groß Lafferde (westlich von Braunschweig), um gemeinsam gegen die Kaiserlichen vorzugehen und die Protestanten in Bremen zu unterstützen. Von Süden näherten sich zu diesem Zeitpunkt auch schon die letzten Hilfstruppen des Schmalkaldischen Bundes unter dem Kommando der Grafen von Mansfeld und von Oldenburg und den kursächsichen Kräften des Obersten Thumshirn. Am 18. Mai 1547 trafen die protestantischen Truppen bei Gronau zusammen und begannen gemeinsam den Marsch gen Norden mit dem Ziel Bremen. Bereits am 22. Mai lagerte das Heer bei Rodewald am Ostrand des Lichtenmoores. Unterdessen entschlossen sich Herzog Erich und Feldherr Wrisberg, die Belagerung Bremens, die bislang nur Mißerfolge gebracht hatte, aufzugeben, da man bereits von dem Herannahen des Schmalkaldischen Heeres gehört hatte. Aus strategischen und taktischen Gründen durfte man mit diesem Heer hier vor Bremen nicht aufeinander treffen, weil man sonst auch den Feind (Bremen) im Rücken hatte, zudem hörte Herzog Erich von Brandschatzungen der Protestanten in seinem Calenberger Lande.

 

Aufmarsch beider Kriegsparteien vor den Toren Drakenburgs

Daraufhin zog das Kaiserliche Heer in zwei, durch die Weser getrennten, Truppen Richtung Süden. Bei dem Weserübergang bei Hassel wollte man sich wieder zu einem Heer vereinigen, um gemeinsam dem Feind entgegen treten. Der Plan wäre aufgegangen, hätte der neuzehnjährige Herzog Erich nicht einen entscheidenden Fehler gemacht, denn als Wrisberg mit der 2. Truppe zum vereinbarten Zeitpunkt nicht in Hassel eintraf, weil dieser durch Schwierigkeiten mit den tiefen Sandwegen aufgehalten worden war, wartete der ehrgeizige aber unerfahrene Herzog nicht auf ihn sondern zog mit seinen Soldaten weiter gen Süden. Wrisberg ließ er mitteilen, daß er am nächsten Morgen auf Drakenburg marschieren und bei Holtorf auf ihn warten werde. Zu diesem Zeitpunkt konnte der Herzog noch nicht wissen, daß die Truppen des Schmalkaldischen Bundes (Protestanten) in Rodewald lagerten, erst am nächsten Morgen erfuhr er davon. Wahrscheinlich geblendet von seinem Ehrgeiz, meinte Herzog Erich, daß sein Heer allein stark genug sei, sich im Felde gegen den Feind behaupten zu können bis Wrisbergs Truppen eintreffen. Seit 4 Uhr morgens marschierte am 23. Mai das Heer der Protestanten von Rodewald auf der Straße nach Anderten in Richtung Hoya, wo man aufgrund von Informationen Herzog Erich und Wrisberg zu treffen hoffte. Am Vormittag unterrichtete ein Kundschafter die Grafen von Mansfeld und von Oldenburg vom Aufbruch des Herzog Erich in den frühen Morgenstunden von Hoya weseraufwärts in Richtung Süden. Zum ersten Mal bot sich die Gelegenheit für die Protestanten das getrennte Kaiserliche Heer zu schlagen. Gegen Mittag stießen in Anderten die Vorhut des Schmalkaldischen Bundes mit einem zahlenmäßig unterlegenen Aufklärungstrupp des Herzogs zusammen. Die herzoglichen Reiter wurden gefangen genommen und sie verrieten den Aufenthaltsort und die Marschrichtung der Kaiserlichen. Man hatte geglaubt, daß des Herzogs Truppen in voller Stärke in der Nähe lagen, doch jetzt stellte sich heraus, daß sie sich nordwärts von Drakenburg befanden, also zogen die protestantischen Truppen Richtung Drakenburg.

 

Die Schlacht bei Drakenburg, Herzog Erich rettet sich durch die Weser schwimmend

Nach Durchschreiten des Dorfes befahlen die Grafen von Mansfeld und von Oldenburg den Aufmarsch zur Schlachtordnung. Die Truppenstärke des Schmalkaldischen Bundes unter dem Kommando des Grafen Albrecht von Mansfeld und dem Grafen Christoph von Oldenburg umfaßte etwa 6 - 7.000 Mann Knechte und 12 - 1400 Reiter. Ferner besaß man 24 Geschütze. Die Reiterei des Herzog Erich war zwar stärker, doch besaß er nur etwa 6.000 Knechte und 17 Geschütze, so daß er den Protestanten unterlegen war. Herzog Erich rechnete bis zuletzt mit dem Eintreffen Wrisbergs Truppen, doch diese erschienen nicht. Gegen 17 Uhr war die Schlacht entschieden. Mit großer Not entging Herzog Erich, die Weser durchschwimmend, der Gefangennahme. Die Verluste seiner Armee sollen einschließlich der in der Weser Ertrunkenen 3.500 Mann betragen haben, 2.500 gingen in die Gefangenschaft. Die Verluste auf der Seite des Schmalkaldischen Bundes hingegen sollen nur 217 Tote und 378 Verwundete betragen haben. Damit war der einzige Sieg des Schmalkaldischen Bundes in diesem Krieg erkämpft, aber für die "Errettung" des lutherischen Glaubens in Norddeutschland und das Zurückdrängen des Einflusses des Habsburgischen Kaisers in den norddeutschen Raum hatte die Schlacht von Drakenburg eine außerordentliche Bedeutung.