Erichshagen wurde im Zuge der Niedersächsischen Gemeinderefom 1974 zur Stadt Nienburg/Weser eingemeindet. Mit seinen über 4.000 Einwohnern hat sich die heutige Ortschaft zum bevölkerungsstärksten der vier Ortsteile der Weserstadt entwickelt.
In der Vergangenheit stand Erichshagen meist im Schatten des benachbarten Ortes Wölpe, da sich hier seit dem Verkauf der Grafschaft Wölpe an das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg der Sitz des gleichnamigen Amtes befand. Nach seiner Auflösung 1859 trat das 1568 zum ersten Mal urkundlich erwähnte Erichshagen immer mehr in den Vordergrund und der einstige Glanz und auch der Name Wölpe gerieht in Vergessenheit. Um die Jahrhundertwende ging der Ort Wölpe selber als Teil des Fleckens Erichstagen auf und blieb nur noch in Namen alter Vereine lebendig. Erst seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts setzte eine Kehrtwende ein und man besann sich wieder auf die großartige Geschichte der Grafschaft und des alten Amtes Wölpe. Es wurden Ortstafeln aufgestellt und auch ein Gedenkstein am Ortsausgang von Erichshagen erinnert an diese Vergangenheit. Den vorläufigen Höhepunkt bildete die Umbenennung des Ortsteiles Erichshagen in Erichshagen-Wölpe durch den Rat der Stadt Nienburg am 27. Mai 2008.
Anhand dieser kurzen Einführung ist schon zu erkennen, dass die historische Entwicklung Erichshagens untrennbar mit der Geschichte von Wölpe verbunden ist. Es profitierte vom benachbarten Amtssitz, indem sich in Erichshagen viele Handwerker ansiedelten, die vom Amt Wölpe direkt oder indirekt lebten, aber es litt auch unter ihm, wenn es wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen kam und der halbe Ort verwüstet und niedergebrannt wurde. Diese enge Beziehung ist vermutlich auch der Grund, weshalb Erichshagen erst sehr spät, 1568, das erste Mal urkundlich erwähnt wird, dabei gehen die Siedlungsfunde zurück bis in die Bronzezeit (um 1.600 - 1.200 v.Chr.), aus deren Zeit auch die Hügelgräber und der weit über Erichshagen-Wölpe hinaus bekannte Wölper Burgschmuck stammt.
Da es unmöglich ist, die gesamte historische Entwicklung von Erichshagen an
dieser Stelle ausführlich zu behandeln, habe ich mich im folgenden nur auf wesentliche
Schlaglichter aus Erichshagens Historie beschränkt.
Die eigentliche Gründung Erichshagens liegt weitestgehend im Dunkeln. Vermutlich werden sich im Laufe der Jahrhunderte immer mehr Menschen westlich der Burg der Grafen von Wölpe und späteren Sitz des gleichnamigen Amtes angesiedelt haben, um zum einen Schutz vor Übergriffen und zum anderen Arbeit zu finden, denn wie man aus der Kopfsteuerbeschreibung der Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen von 1689 entnehmen kann, beschäftigte das Amt Wölpe zu dieser Zeit schon 45 Beamte und Diener, vom Drosten (vergleichbar mit dem heutigen Landrat) über Amtsschreiber, Zöllner, Köche, Braumeister, Kuh- und Schweinehirten, Knechte, Mägde bis hin zu Dienst-und Kindermädchen.
Aufgrund
des Namens "Erichs-Hagen" kann man davon ausgehen, dass der Ort in Form
einer Hagensiedlung entlang einer Straße entstanden sein muss. Vermutlich kommen
dort nur die heutige "Schmiedestraße" oder die Straße "Am Drosch" in Frage,
die nah der heutigen Kirche verlaufen. Da der Ort schon vor der urkundlichen
Ersterwähnung 1568 bestanden hat, gehen einige Historiker davon aus, dass der
Ort vorher den Namen "Hagen" führte und zu Ehren ihres Herzogs Erich von Braunschweig-Lüneburg
seinen Namen annahmen, vielleicht als Dank für die Verleihung der Fleckensrechte.
Andere Wissenschaftler nehmen an, dass es Herzog Erich war, der die Siedlung
Erichshagen unweit von Wölpe anlegen ließ und sie daher seinen Namen trägt.
1568 erneuert Herzog Erich I. von Braunschweig-Lüneburg "den Einwohnern und
Unterthanen in Erichshagen alle Privilegien und Weichbildrechte, die der Ort
von Alters her besessen." Damit ist klar, dass Erichshagen schon vorher
diese Fleckensrechte besessen haben muss. Der Sage nach soll sich der Herzog
so dafür bedankt haben, dass die Bürger ihm sein entlaufendes Pferd in Höhe
der heutigen Kirche wieder eingefangen haben. So schön diese Begründung auch
ist, vermutlich liegt der eigentliche Grund in einer kriegerischen Auseinandersetzung
einige Jahre zuvor:
Zwischen 1550 und 1557 tobt im Amt Wölpe die sogenannte Rottorfsche Fehde. Claus
von Rottorf, vermutlich in Drakenburg geboren, wird vom Herzog als Drost in
Wölpe eingesetzt. In seiner Gier nach Macht und Reichtum hebt er nach und nach
die vier Adelssitze und die Burgmannshöfe auf und zieht so den Zorn des Herzogs
und des Kaisers auf sich. Letzterer verhängt schließlich die Reichsacht über
Rottorf. Dieses bedeutete, dass er rechtlos gestellt wurde und jeder, der dies
vermochte, ihn vor Gericht bringen oder ihn unschädlich machen konnte. Dennoch
beauftragte der Kaiser Herzog Erich II. von Braunschweig-Lüneburg, den Rebellen
Rottorf zu exekutieren. Sogleich zieht dieser mit einem Heer von Söldnern nach
Wölpe und belagert die Burg - seine Burg, denn der Regent ist der Besitzer der
Festung. Im Sinne des totalen Krieges hatte Rottorf zuvor den Flecken Wölpe
sowie viele Vorwerke der Burg niederbrennen lassen, um "freie Sicht" zu haben.
Die Bürger stehen nun vor der Entscheidung, wem sie gehorchen sollen, zum einen
sind sie verpflichtet "auf Erfordern mit ihrem Gewehr Mann bey Mann auf´n
Hause zu sein", die Burg Wölpe also zu verteidigen, zum anderen ist der
braunschweigische Herzog ihr Landesherr. Schließlich entscheiden sie sich zur
Unterstützung des Herzogs und dieser bedankt sich bei seinen Untertanen mit
der Verleihung besonderer Privilegien und Rechte für die Bürger und nennt die
Siedlung fortan "Erichs-Hagen", so könnte es damals gewesen sein.
Nach dem Tod Herzog Erichs I. 1584 erneuern alle Nachfolger diese Fleckensrechte.
Übrigens wurde die Reichsacht über Claus von Rottorf 1557 vom Kaiser wieder
aufgehoben und er in seine alten Ämter wieder eingesetzt. Die Parallelen zur
heutigen Zeit sind manches Mal erschreckend.
Von nun an beginnt der rasante Aufstieg des Fleckens Erichshagen, denn die Einwohner sind freie Bürger und keine Leibeigenen, müssen jedoch Dienste dem Amt Wölpe gegenüber leisten, wie beispielsweise das Schafescheren, das Hopfenpflücken, Pflug- und Erntearbeiten, Gefangenenwache und dazu als einziger Ort die Pflicht, den Burggraben eisfrei zu halten, dafür gibt es aber zur Fastnacht vier Gerichte Essen und drei Tonnen Bier.
Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1618 zählte Erichshagen bereits 45 Bürgerstellen,
doch durch die zweimalige Belagerung der Stadt Nienburg durch den katholischen
Heerführer Tilly wurde der Flecken und seine Bevölkerung direkt in die Kriegshandlungen
mit hineingezogen. Zu den Kriegsverlusten und -zerstörungen kam um 1627 noch
die Pest, die in Erichshagen zusätzlich ihre Opfer forderte. Als sich Nienburg
- ebenfalls geschwächt durch die Opfer des "Schwarzen Todes" - Ende 1627 Tilly
ergab, waren 24 Erichshagener Bürger tot, nur 21 hatten überlebt. 16 Hausstellen
waren verwüstet und sieben niedergebrannt. Doch schnell begann man wieder mit
dem Aufbau und 1632 zählte Erichshagen schon wieder 25 Bürger und 1636 32 Bürger
und einen Häusling. Auch stand zu dieser Zeit immer noch die Burg Wölpe, Tilly
hatte sie also nicht - wie weithin verbreitet - zerstört.
Noch kurz vor Kriegsende 1644 besetzten acht Kompanien Schweden den Flecken
Erichshagen und stürmten am folgenden Tag die Burg Wölpe. Über einen Monat besetzten
sie die Feste und ließen sich von den Erichshagenern verpflegen, sodass sie
alles Hab und Gut und alles Vieh und Vorräte verloren.
Als 1648 endlich Frieden herrschte, war der Flecken Erichshagen verwüstet, Häuser
niedergebrannt und die Bevölkerung ausgeraubt, doch die Überlebenden schöpften
neuen Mut und begannen mit dem Wiederaufbau. Auch der Herzog von Braunschweig-Lüneburg
wies seinen Drosten in den einzelnen Ämtern an, den Wiederaufbau der wüsten
und niedergebrannten Häuser voranzutreiben.
Bevölkerungsstruktur am Ende des 17. Jahrhunderts
Bereits 1689 lebten in Erichshagen laut der Kopfsteuerbeschreibung der Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen schon wieder 301 Menschen. Diese detaillierte Quelle liefert uns auch eine genaue Übersicht über die Bevölkerungsstruktur im Flecken Erichshagen zum Ende des 17. Jahrhunderts. Demnach arbeiteten auf dem Amtshof 45 Personen jeden Alters. Im Flecken selbst lebten 44 Familien, darunter 14 Bierbrauer und 12 weitere Handwerker, wie Schneider, Bäcker, Grobschmied und Schuster. Regiert wurde Erichshagen von einem Bürgermeister, der 1689 selbst dem Brauereihandwerk nachging. Viel früher als in Preußen wurde schon 1776 die Leibeigenschaft und die Naturalabgaben im Amt Wölpe aufgehoben. Nur die Dienste im Rahmen der eigenen Gemeinde blieben als Gemeindehandwerk, Hand- und Spanndienste erhalten. Der Amtshof musste nun die Arbeiten durch eigene Knechte, Mägde und Angestellte verrichten lassen.
Bau einer Kapelle im Flecken Erichshagen
2008
feierte die Corvinus-Kirche in
Erichshagen, benannt nach dem Calenberger Reformator Antonius Corvinus (1501
- 1553), ihr 250-jähriges Jubiläum, denn 1758 ließ der damalige Wölper Amtmann
von Uden diese Kirche für Erichshagen und Wölpe anstelle einer bereits 1620
auf dem Wölper Bughügel errichteten Kapelle als Fachwerkbau errichten. Was dem
damaligen Beamten bewogen haben mag, die alte Burgkapelle abzubrechen und im
Flecken Erichshagen wieder aufzubauen, liegt im Dunkeln, denn alte Rechungen
aus dem Jahre 1735 belegen, dass noch 20 Jahre vor dem Neubau an der alten Burgkapelle
umfangreiche Reparaturen durchgeführt wurden. Vermutlich musste von Uden einsehen,
dass das Gebäude auf der Burg zu klein für die stetig wachsende Bevölkerung
Erichshagens war, und somit ein größerer Bau mitten im Flecken nötig wurde.
Dabei verwendete man die alten Materialen der alten Kapelle und richtete mit
königlicher Genehmigung eine Vorratskollekte ein, in der jede Gemeinde im Amt
Wölpe für den Kirchenbau spendete. Auch die Amtsverwaltung beteiligte sich am
Bau und bezahlte den Einbau einer Amtsempore, auf der der Amtmann, sein Amtsschreiber
und der Amtsrichter dem Gottesdienst lauschen konnte. Um diese zu erreichen,
ließ man auf der Rückseite der Kirche eigens einen seperaten Aufgang anbauen,
der heute noch genutzt wird. Erst nach Auflösung des Amtes Wölpe 1859 wurden
diese Plätze nach Anfrage der Kirchengemeinde an das Konsistorium in Hannover
im Jahre 1866 für Gemeindemitglieder freigegeben. Nach Fertigstellung der Kirche
errichtete man im Jahre 1759 einen spätbarocken weißen, mit goldenen und roten
Verziehrungen versehenden Kanzelaltar. Auch die erste Orgel stammt aus dieser
Zeit. In dem kleinen hölzernen Turm - bei seiner Errichtung 1758 mit hölzernen
Schindeln gedeckt - hängt seit jeher eine kleine Glocke mit folgender Inschrift:
"Für die Gemeinde Erichshagen bin ich zum Ruf der Ehre Gottes von Johann Friedrich
Altenburg gegossen Sachsenhagen anno 1796."
Gleich nach dem Bau der neuen Kirche im Flecken Erichshagen wurden die Kirchenstühle,
getrennt nach Frauen und Männer, an die Erichshagener und Wölper Bürger für
sechs Jahre verpachtet - gewissermaßen eine alte Form der Kirchensteuer.
Erichshagen als Teil der Kirchengemeinde Holtorf bis 1975
Gehörte Erichshagen politisch zum benachbarten Amt Wölpe, wurde der Flecken kirchlich von der benachbarten Kirchengemeinde Holtorf betreut. Schon unter den Grafen von Wölpe nahm der Holtorfer Geistliche das Amt des Burgkaplan wahr. Der Gottesdienst zwischen Holtorf und Erichshagen mit Wölpe wurde sonntäglich abgewechselt und alle auf Wochentage fallenden Gottesdienste nur in der Holtorfer Kirche gehalten. Mit dem Bau der neuen Kapelle 1758 wurde diese Ordnung erweitert, ab jetzt wurde sonntäglich zweimal der Gottesdienst gehalten, entweder vormittags in Holtorf und nachmittags in Erichshagen oder umgekehrt, die auf Wochentage fallenden Feiertage wurden aber weiterhin in Holtorf abgehalten. Der Schulmeister von Erichshagen musste neben seinem Schuldienst auch die Orgel in der Erichshägener Kapelle spielen und Küsterdienste im Flecken verrichten.
Der Flecken Erichshagen dehnte sich im Laufe der Jahrhunderte immer mehr in Richtung Nienburg und Holtorf aus, so dass seit 1964 ein eigener Pastor für Erichshagen-Wölpe berufen wurde, der Flecken besaß zu dieser Zeit schon kanpp 2.500 Einwohner. 1974 wurde in Erichshagen ein eigenes Pfarrhaus errichtet und der am 17.Februar 1975 eingewiese neue Pastor für Erichshagen, Jürgen Nöldecke, konnte bereits im neuen Pfarrhaus wohnen und arbeiten. Gleich am Beginn seiner Erichshägener "Amtszeit" führte Pastor Jürgen Nöldecke verhandlungen mit der "Muttergemeinde" Holtorf und mit dem Kirchenamt in Hannover mit dem Ziel, Erichshagen als eigenständige Kirchengemeinde zu gründen. Er hatte Erfolg und mit dem 1. Juli 1975 wurde die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Erichshagen aus der Kirchengemeinde Holtorf ausgegliedert und in eine eigenständige Kirchengemeinde umgewandelt. Da die neugegründete Kirchengemeinde bislang noch keinen eigenen Namen besaß, entschied man sich für den calenberger Reformator Antonius Corvinus.
Bis um 1900 diente der Platz um der Kirche als Friedhof von Erichshagen und Wölpe. Doch bereits 1894 gab es Gespräche, den Gottesacker aufgrund der wachsenden Bevölkerung "auszulagern". Noch im gleichen Jahr wurde der Friedhof an der heutigen Wölper Straße genehmigt und laut der ersten Friedhofskarte von 1899 waren 72 Grabstellen bereits vergeben. Die ersten Grabstellen rechts und links vom Eingang waren der Kirche und Schule vorbehalten.
Der Flecken Erichshagen als Teil Frankreichs
Der Anfang des 19. Jahrhundert war stark geprägt von den napoleonischen Kriegen, die auch Erichshagen direkt betrafen. Vielfach wurde der Flecken mal von Franzosen dann wieder von Preußen besetzt und ausgebeutet. 1806 wurde Erichshagen Teil des "Königreiches Westfalen" unter Napoleons Bruder Jerome. 1810 kam es im Zuge der Kontinentalsperre gegen England zu Frankreich und die Jungen mussten in der französischen Armee am Rußlandfeldzug teilnehmen. 1813 erfolgte dann die Befreiung von der französischen Besatzung und 1815 wurde Hannover zum Königreich. Damit wurde Wölpe zum königlich-kurfürstlichen Amt.
Die neue königliche hannoversche Regierung war sehr fortschrittlich und schaffte
endgültig 1831/33 die Abgaben aus der Leibeigenschaft ab. So konnten sich viele
Erichshagener durch Zahlung des fünfundzwanzigfachen Jahresbetrages sofort freikaufen.
Auch erfolgten vielerlei Verbesserungen in Landwirtschaft und Viehzucht.
1852 wurden Amtsverwaltung und Amtsgericht getrennt und in Wölpe ein eigenes
Amtgerichtsgebäude erbaut, welches noch
als einziges Amtsgebäude heute erhalten ist. Aber schon 1859 im Zuge von Einsparungsmaßnahmen
legte die hannoversche Regierung die bis dahin 176 Ämter in 102 zusammen. Da
wurde auch das Amt und Amtsgericht Wölpe aufgehoben und die benachbarten Nienburger
Behörden wurden für Erichshagen und Wölpe zuständig.
1866 annektierte Preußen quasi im Handstreich das Königreich Hannover und Erichshagen wurde preußisch, doch viele Einwohner blieben den Welfen verbunden, das äußerte sich auch in den Reichstagswahlen bis 1933.
Zur Jahrhundertwende siedelten sich in der benachbarten Stadt Nienburg immer mehr Industrieunternehmen an. Chemiebetriebe, Düngemittelhersteller, Metallverarbeiter und allen voran die Nienburger Glashütten begründeten eine industrielle Entwicklung und Erichshagen wandelte sich von einem eher bäuerlich geprägten Ort zu einer wachsenen Arbeiterwohngemeinde, dessen Einwohnerzahl stetig stieg. 1905 wohnten bereits 1.107 Menschen im Ort.
1914 zogen viele junge kriegsbegeisterte Männer in den Krieg. Was zu Beginn noch als "Spaziergang" angesehen wurde, entwickelte sich schnell zu einem verheerenden Weltkrieg, indem jeden Tag tausende von Soldaten starben. Ihren Gefallenen zu Ehren errichteten die Erichshagener Bürger nach dem Krieg ein Ehrenmal neben der Kirche. Dieses wurde 1964 mit den Namen der Gefallenen des Zweites Weltkrieges ergänzt. Trotz der vielen gefallenen Erichshagener Bürger stieg nach 1945 die Einwohnerzahl schnell an. Wohnten in Erichshagen 1939 1.260 Menschen, waren es 1950 bereits 2.071, davon 687 Heimatvertriebene. 1965 wurde die 2.500 Einwohnermarke überschritten und 1989 waren es schon über 3.200 Einwohner. Am 01.07.2007 lebten in Erichshagen 4.060 Einwohner, Tendenz weiter steigend.
Erichshagen wird Ortsteil der Stadt Nienburg/Weser
Bereits 1965 wurde von der niedersächsischen Landesregierung eine Sachverständigenkommission
zu einer möglichen Gemeindereform einberufen.
Sie erarbeitete die Grundlagen für die Verbesserung der Verwaltungsstruktur
und bereitete eine umfassende Gebietsreform für Niedersachsen vor. Schnell wurde
den Erichshagener Ratsmitgliedern klar, dass eine Selbstständigkeit als Flecken
nicht mehr möglich war und der Druck der benachbarten Stadt Nienburg auf Eingemeindung
immer größer wurde. Versuche, gemeinsam mit Holtorf eine Einheitsgemeinde zu
bilden oder einer Samtgemeinde Heemsen beizutreten, erwiesen sich als aussichtslos
und so büßte der Flecken Erichshagen mit Unterzeichnung des Gebietsänderungsvertrages
vom 01. März 1974 seine politische Selbstständigkeit ein und ist seitdem ein
Ortsteil der Stadt Nienburg/Weser. Anfangs noch sehr skeptisch, konnte Erichshagen
sich seinen Charme und seine Ortsgemeinschaft erhalten und zählt heute zu den
attraktivsten Wohngebieten der Stadt. Vor allem viele junge Familien haben die
hohe Wohnqualität dieses Ortes entdeckt und durch die zukünftige Ausweisung
von über 200 Bauplätzen entlang der Führse, steht einer weiteren positiven Entwicklung
nichts mehr im Wege.
Um nach der Eingemeindung weiterhin den Kontakt zu den Erichshägener Bürgern
aufrecht zu erhalten, richtete man 1974 ein Ortsrat
mit neun Mitgliedern ein, der den Stadtrat und die Stadtverwaltung in Dingen
berät, die den Ortsteil betreffen. Diesem Ortsrat steht ein Ortsbürgermeister
vor, der vom Ortsrat gewählt wird.
Burchard, Max: Die Kopfsteuerbeschreibung der Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen von 1689, Teil 3: Die Ämter Langenhagen, Neustadt und Wölpe, die Stadt Neustadt a. Rbge. und das Kloster Mariensee, Hildesheim 1959
Duensing, Marcus René: Die Gebiets- und Verwaltungsreform in Niedersachsen am Beispiel des Raumes Nienburg/Weser, Nienburg 2006
Erläuterungsbericht zum Flächennutzungsplan des Fleckens Erichshagen - Landkreis Nienburg - , Nienburg 1971
Festschrift zur 25-Jahr-Feier der Corvinus-Kirchengemeinde Erichshagen, Nienburg 2000